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Hofheimer Moritatensänger


Wenn Bänkelsänger vor ihre großen bunten Tafeln traten und mit ihren Stöcken auf die gar schrecklichen Bilder zeigten und von noch schrecklicheren Ereignissen berichteten, waren das im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts Ereignisse wie heute ein Fernsehabend oder Kinobesuch.

Die naiven Bilder nebst den dazugehörigen Schauer-, Liebes-, Räuber- und Spielgeschichten sind Teil unserer Volkskunst und haben ihre kulturhistorische Bedeutung in der Entwicklungslinie von Film, Comic und Trivialliteratur. Angrenzende Gebiete wie Straßentheater, Straßenkunst oder Straßenmusik fanden ihre Entsprechung. Bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts gehörten die Bänkel-, Moritaten-, Zeitungs-, Geschichten-, Balladensänger, Chansonnier und wie sie Alle genannt wurden zum bunten Bild auf Plätzen, Straßen, Märkten oder wo viele Menschen sich versammelten und waren bedeutungsvolle Informationsmakler und -händler.

Sie bauten ihre Gestelle, das „Bänkel“ auf, entrollten ihre farbenprächtigen Tafeln oder Schilder und begannen, begleitet von ihrer Drehorgel/Leierkasten ihre Vorträge, Lieder, Texte oder Darbietungen. Besondere Ereignisse, Katastrophen und Unglücksfälle, Raub- und Mordgeschichten, besonders aber traurige Schicksale der Liebe waren die Themen, die der Bänkelsänger zur Information, zur Unterhaltung und zur moralischen Ermahnung behandelte. Dem Volk aufs Maul geschaut und politische Kommentare in Wort und Tat auf Gassen und Plätzen.

Die Hofheimer Moritatensängerinnen und -sänger sind seit mehr als 23 Jahren als organisiertes Ensemble aktiv. Sie trugen Lieder, Geschichten, Tafeln, Bilder und viele Requisiten zusammen, um diese Tradition des alten fahrenden Gewerbes in der heutigen Zeit zu zeigen, vorzutragen und weiter zu entwickeln. Ihr Interesse gilt der Fortschreibung dieser wichtigen medialen Entwicklung neben Zeitung, Film und Fernsehen. Die moderne Fortsetzung in weltumspannenden Netzen des Internets, einer Mediengesellschaft.

In vielen Städten Europas haben die Hofheimer Moritatensänger ihr Publikum mit Gesang und den spannenden Darbietungen erfreut.




 





2009 "Balladen & Moritaten" Texte lesen - verstehen - erfahren von Nina Wilkening (Verlag an der Ruhr) ISBN 978-3-8346-0566-5, Seite 38 und 69 ff.

Moritaten heute - total "out"? "Balladen und Moritaten - Schnee von gestern? Langweilig? Ganz und gar nicht! Denn die Stoffe, die in den Texten behandelt werden, sind urmenschliche Stoffe, sind Themen, die die Menschen immer bewegt haben und bewegen werden. Traurige Geschichten von verratener und verkaufter Liebe, schöne Geschichten von Helden, die alles geben, um andere zu retten, schaurige Geschichten von Toten, die zurückkehren - sie alle sind in den vorliegenden Materialien zu finden..." [...]

"Der Begriff Moritat oder auch Schauerballade stammt aus dem 19. Jahrhundert. Man versteht darunter eine Sonderform des Bänkelsangs ("Bänkel" wegen der Holzbank, von der aus das Lied vorgetragen wurde) mit einfacher Melodie. Moritaten sind aus den Volksballaden hervorgegangen und haben die Kunstballaden wiederum beeinflusst. Sie berichten von schaurigen Ereignissen, oft von Morden. Man nimmt an, dass der Name sich vom gesungenen und abei in die Länge gezogenen ableitet. Andere Deutungen des Begriffes gehen auf das lateinsiche "Mo-red-tat" moritas, erbauliche Geschichte/Moralität, oder das Rotwelsche Wor more, Handel (verweisend auf die Tatsache, dass Moritatensänger auch Händler waren), zurück."

"Moritaten haben einen leichten, unterhaltsamen Charakter und wurden von den Sängern auf öffentlichen Plätzen vorgetragen. Da sie sowohl informieren als auch unterhalten und ihrem Sänger durch den Verkauf von Textheften Geld einbringen sollten, sind die Liedtexte zumeist sehr drastisch und übertreiben, ggf. auch richtiggehend "platt" gestaltet." [...] "Kennzeichen der Moritaten sind daher auch die moralisierenden Schlussworte. Hinter den Moritatentexten verbergen sich oft Manipulationen druch die herrschende Obrigkeit, vorgetragen wurden sie oft im Auftrag der Verleger jener Texthefte. Neben den moralisierenden und erzieherischen Moritaten entstanden aber schnell auch die satirischen/humoristischen Moritaten. Viele der heute bekannten Texte sind bereits Parodien auf die ursprüngliche Form.  Im 16. und 17. Jahrhundert war dei "Newe Zeitung" eine Vorform des Bänkelsangs. In ihr, meist ein einziges Blatt mit Informationen in Form gereimter Zeitungstexte und mit Bildern zur Untermauerung, wurden regionale wie auch internatiolnale Ereignisse verbreitet."

Die Hofheimer Moritatensänger: "In dem hessischen Städtchen Hofheim hat sich im Jahr 1987 eine Gruppe geründet, die bei Stadtfesten und anderen Veranstaltungen berühmte und selbstgedichtete Moritaten mit Drehorgeln und Moritatentafeln vorträgt. Mittlerweile hat die Gruppe viele Freunde."


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       65719 Hofheim am Taunus, Schulstraße 46    -   Telefon: 06192 - 37 92 9   -   Fax: 06192 - 38 51 7   -   Email: Moritatensänger

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                  Hofheimer Moritatensänger: www.moritatensaenger.de - Reiten & Therapie Main-Taunus: www.rsg-eddersheim.de