"Music meets and makes friends"

Schwarzwälder Gebr. Bruder Jahrmarktsorgel aus dem Jahre 1888 und Gebr. Bruderorgel Bj. 1905

Es ist nicht nur Nostalgie, ein Heimweh nach alten Zeiten mit der Musik und den Attraktionen unserer Großeltern und deren Vorfahren, die uns bewegt, selbstspielende pneumatische Musikinstrumente und deren Spiel wiederaufleben zu lassen. Geschichten werden aus den alten Melodien lebendig. Karussellorgelmusik als Zeitzeuge und besondere Attraktion im Kontrast zum Alltagsallerlei.

Schon seit dem Jahre 1860 nahmen auf den Jahrmärkten die Karussells und die weiteren mechanischen Attraktionen an Größe immer mehr zu. Es sollte musikalisch mehr erreicht und eine erhöhte Aufmerksamkeit erzeugt werden. Zum Verändern der Klangfarben waren mehrere Register nötig. Es entstanden so größere Orgelwerke, die mit viel Aufwand und Liebe zum Detail entworfen wurden. 

In Fachkreisen diskutierte man, ob die Jahrmarktorgeln nicht besser Schaustellerorgeln genannt werden sollten. Doch im Englischen werden diese Instrumente als "Fair - Organ" oder auch "Fair - ground - Organ" und im französischen Sprachraum "Orgue de foire" bezeichnet. Demgemäß blieb es bei dem Begriff "Jahrmarktorgel".

Historisches: Jahrmarktorgeln wurden in drei Varianten und Epochen hergestellt.

Jahrmarktorgel mit Schrankfassade: Im Bestreben, immer größere und schönere Orgeln herzustellen, musste auch das Gehäuse verändert werden. Es entstanden Orgelgehäuse, die Ähnlichkeit mit der da-maligen Form der Schränke im Stil der Neo-Renaissance hatten. Sie wurden ver-mutlich auch von Möbelschreinern gefertigt mit geschwungenen Dachaufsätzen, der Einteilung in Frontfelder und oftmals auch gedrechselten Ecksäulen. Zum Schalldurchtritt entschied man sich für Stoffbespannungen an der Frontseite. Die Außenseiten wurden bemalt. Mit Handantrieb und der Stiftwalze, den damaligen Toninformationsträger, sprach man von Walzen- oder Zylinderorgeln.

Jahrmarktorgel mit vorgestellter Ornamentfassade (Weißgrundfassade): Etwa seit 1901 kam in Waldkirch immer mehr der Stil der vorgesetzten Ornamentfassade auf. Später schnitzte und gestaltete man die gesamte Fassade in geschwungenen Formen. Das Musikwerk stand in einem schlichten Kasten, dem man die aufwendig gestaltete Schmuckfassade vorsetzte. Hierbei setzte sich auch bedingt durch Größe und Umfang der motorische Antrieb und Gebläse für die Lufterzeugung durch.

Jahrmarktorgeln wurden zu Konzertorgeln: Diese Instrumente fanden nach 1905 ihre Verbreitung. Es war nicht nur ihre Aufgabe, eine Karussellfahrt musikalisch zu begleiten, sondern sie sollten auch den Zuhörern ein schönes Konzert bieten. Schließlich war die Instrumentalmusik damals eine Art "Mangelware", das Grammophon war noch nicht erfunden und Radiosendungen wurden erst ab 1926 ausgestrahlt. Es sollte ein differenzierter, feiner Klang und konzertante Musik geboten werden. Es wurde möglich, leisere Solostimmen einzusetzen. Trompeten, Posaunen und Mixturen traten zurück. Eine umfangreichere Instrumentierung wurde gewählt. Die Melodie lies sich mit zwei oder drei verschiedenen Registern spielen. Kinoorgeln und niederländische Straßenorgeln "Pierementorgeln" waren weitere Entwicklungen, die den Menschen Unterhaltung und Freude bereiten sollten.



Der Faltkarton: Als Toninformationsträger wurde der Faltkarton oder das Notenbuch genutzt. Zum Abspielen wurde ein Spieltisch nötig. Die Blasebälge hatten nun nicht allein den Wind für die Pfeifen zu liefern, sondern sie mussten auch den Druckwind für die Steuerung, die Perkussion und die Figurenbewegungen (z. B. Armbewegungen der Dirigenten und des Glockenspiels) erzeugen und bereitstellen. Mit den Löchern in den Notenbüchern wurde so jeder einzelner Vorgang (Ton, Steuerung) übertragen. Tausende von Löchern bilden im Zusammen- und Abspiel die gewünschte Melodie und lassen sie für die Zuhörer erklingen. (Auszüge "Waldkircher Dreh- und Jahrmarktorgeln, Herbert Jüttemann 1993)

Besonderheiten: Alte Orgeln sind Unikate, keine Produkte von der "Stange". Jedes Instrument hat eine Geschichte und verbindet den Sammler, Restaurateur und Betreiber mit einem großen Teil und viel investierter Zeit.

Wir, Ursula und Gerd Gröhl wollen Ihnen mit diesem Informationsblatt unsere Waldkircher Karussellorgel vorstellen. Das Instrumente wurden im Zentrum des Orgelbaus, Waldkirch im Breisgau hergestellt.

Die Gebrüder - Bruder - Orgel (Schrankfassade) aus dem Jahre 1888 wurde 1930 in eine "Buchorgel" umgebaut. 52 Tonstufen bilden den Umfang. 155 Holzpfeifen sind in 11 Trompeten, 6 Bourdon, 50 Ge-deckte, 40 Mixtur, 4 Tubas und 44 Violinen aufgeteilt. Die Orgelbaufirma Voigt in Frankfurt am Main-Höchst erweiterte das Instrument durch einen Spieltisch für Faltkarton - Noten des Systems 33 Ruth. Ein umfangreicheres Musikprogramm konnte dargeboten werden. Bei einer 1973 durchgeführten Generalüberholung wurde ein Glockenspiel und Perkussion (große und kleine Trommel) ergänzt. "Angeführt" durch den Dirigenten Macky Messer ertönt die Karussellorgel seitdem in hervorragender Weise. Eine "Vertreterin" typischer mobiler, kompakter Jahrmarktorgeln. Das besondere Unikat wurde von der bekannten Orgelbaufirma Voigt in Frankfurt-Höchst restauriert.

Das Instrument ist mit Familie Gröhl schon mehr als "vier Mal um die Welt" gefahren worden und hat viele Zuhörer, Betrachter und Liebhaber in Europa (Frankreich, Belgien, Holland, England, Finnland, Schweiz, Luxemburg, Österreich, Italien und Deutschland) erfreut.

Das vielfältige Musikrepertoire setzt sich aus Melodien bekannter Opern, Operetten, Walzern, Märschen und Schlagern zusam-men. Eine Zusammenstellung verschiede-ner Stücke können wir präsentieren.

Wir möchten Sie auch noch auf unsere Gebrüder Bruder Walzendrehorgel aus dem Jahre 1905 aufmerksam machen. Ein hervorragend restauriertes Instrument mit 20 Tonstufen (20er Flúte). Die Musikwalze ist mit 12 Tonstücken beschlagen und damit eine Besonderheit. Das Instrument wurde von dem großen Orgelbaumeister Max Geweke original zum „Tönen„, d. h. zum Leben erweckt. Mit einem mechanischen Äffchen, Hans-Peter, stellt dieses Instrument ein schön hergerichtetes Unikat vergangener Epochen dar.



       65719 Hofheim am Taunus, Schulstraße 46    -   Telefon: 06192 - 37 92 9   -   Fax: 06192 - 38 51 7   -   Email: Gerd Gröhl

Mitgliedschaft: Club Deutscher Drehorgelfreunde e.V. und Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V.

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                 Hofheimer Moritatensänger: www.moritatensaenger.de - Reiten & Therapie Main-Taunus: www.rsg-eddersheim.de